Die Macht des souveränen Geistes
Das übliche Verständnis des Wortes „Souverän“ erschafft im Kopf Bilder von Königen, Königinnen, obersten Herrschern, mit all den in Verbindung gebrachten Insignien, dem Pomp und den Umständen, die wir durch die TV-Berichte gezeigt bekommen und integriert haben. Es ist schwierig, sich davon zu trennen, besonders in Grossbritannien, wo Queen Elizabeth II nur 31 Plätze in der „direkten königlichen Senior-Linie“ von dem französisch-geborenen William dem Eroberer (oder William der Bastard, wie er vor 1066 genannt wurde) entfernt ist. Es ist verständlich, dass Menschen nicht anders über Souveränität denken können als etwas ausserhalb von ihnen. Aber das beginnt sich zu verändern.
Für eine wachsende Anzahl von Menschen, die sich in Bezug auf Bewusstsein, heiliges Wissen und persönliche Freiheit ausrichten, wurde die Bedeutung des Wortes Souverän tiefgründig wichtig. Innerhalb dieses Paradigmas, sich selbst als ein souveränes Wesen zu begreifen, ist die eigene totale spirituelle Autonomie und der bedingungslose Anspruch auf Selbstbestimmung anzuerkennen. Es ist das ursprüngliche Bekenntnis eines Jeden als ein freies und natürliches menschliches Wesen – kein Sklave, kein Gegenstand, kein Unternehmenseigentum oder auch nicht als Staatsangehöriger. Keine Personen oder von Menschen gemachte Gesetze haben irgendeine Rechtshoheit oder was auch immer über ein souveränes Wesen. Das alles ist sehr alarmierend für jedes Imperium, welches heimlich versucht, die Bevölkerung dazu zu bringen, sich zahnlos zu fühlen.
Es ist trügerisch heikel für uns zu verstehen, dass Macht nicht etwas ist, das uns gnädigerweise von einer Autorität verliehen wird. Es ist nicht etwas, das wir uns hart erarbeiten müssen, um sie zu verdienen. Die wirkliche Macht ist nicht etwas, das übergeben werden kann: es ist etwas, das wir bereits in uns tragen. Es ist von Anfang an da und es ist die ultimative Macht. Es ist die Kraft des freien Willens.
Der Grad an Freiem Willen, die ein Individuum besitzt, ist direkt proportional zu der Tiefe und Klarheit des Bewusstseins, welches es erreicht hat. Bevor wir unseren freien Willen voll realisieren können, müssen wir diesen erst einmal bewusst anerkennen. Der schlummernde Geist ist sich der grossartigen, realitätsformenden Kraft nicht bewusst, auf die er Zugriff hat; der freie Wille könnte auch nur mit der Auswahl gleichgesetzt werden, welche Filme wir ansehen oder welche Schuhe wir kaufen. Im Gegensatz dazu ist der erwachte Geist äusserst bewusst, wie der freie Wille imaginäre Visionen in manifeste Dinge verwandeln kann. Das ist ein charakteristisches Merkmal von spirituell lebendigen Menschen.
Je mehr Integrität, Gelassenheit und Aufrichtigkeit in unseren Gedanken mitschwingen, in unseren Taten und im Verhalten – umso ehrenhafter sind wir – umso reiner ist unser Geist. Das erlaubt uns, unser Bewusstsein zu vertiefen und zu erweitern und das bestimmt die Auswirkung unseres freien Willens in Bezug auf die Welt. Das ist eine der klügsten absolut zuverlässigen Einrichtungen, die das Universum jemals umgesetzt hat. Es stellt sicher, dass nur die wahre Seele, die transparent aus ehrenhafter Motivation heraus arbeitet, tatsächlich die Realität verändern kann.
Ehre dient auch als starkes Instrument des Urteilsvermögens, insbesondere in Hinblick auf die Absicht und das Verhalten, beides sowohl in uns selbst als auch in anderen. Wir haben eine integrierte Vorrichtung zur Messung, ob die Worte und Taten von jemandem ehrenwert sind oder nicht. Ehre ist eine jener seltenen Qualitäten, die die üblichen sozialen und demographischen Grenzen überschreitet; seine einzigartige energetische Signatur ist für die meisten Menschen leicht wahrnehmbar. Wir können es fühlen.
Man würde denken, dass Ehre ein höchst wünschenswertes Merkmal für einen Führer darstellt, der eine grosse Zahl von Menschen vertritt. Tatsächlich sollte es eine zwingende Voraussetzung für alle gesunden Gesellschaften sein auf Führungspersönlichkeiten zu bestehen, die in ihrer Regierungsführung ganz natürlich Ehre ausstrahlen. Wir sollten niemals Angst haben, in die Herzen unserer Mitmenschen zu schauen, um diese Fragen zu stellen. Denkt an alle prominenten Persönlichkeiten in den Medien. Ihr könnt sofort sagen, ob ihre Motive ehrenvoll sind oder nicht. Es ist nicht schwer hinter die Verblendung der oberflächlichen Freundlichkeit zu schauen. Obwohl wir die anhaltende Lüge von Aufrichtigkeit, Glaube und Moral bei bestimmten Personen sehen mögen, können nicht alle Dinge so leicht gefälscht werden. Die einzigartigen Nuancen der Ehre bleiben entschieden schwer erfassbar für jene, die dem Gerede nicht wirklich gefolgt sind. Sie können es nicht gänzlich abstreifen.
Ehre kann nicht gestohlen oder beschlagnahmt werden. Noch kann sie von einem Skript abgelesen oder in einem Regierungstrainingszentrum wie Aspen gelernt werden. Du erwirbst sie nicht einfach, indem du die Ärmel hochkrempelst und im Waisenhaus oder in der Suppenküche ehrenamtlich mithilfst, oder dich am Sonntag in der Kirche zeigst, oder vorgibst, dich über ein Massaker in einem fernen Land zu alterieren. Die Beobachtung der berühmten Gesichter aus Politik, Wirtschaft und Unterhaltung, die durch diese Maskeraden gehen, haben noch nie jemanden wirklich täuschen können.
Für den aufsteigenden natürlichen menschlichen Geist ist Ehre ein fundamentaler Impuls. Es ist etwas, wie wir handeln wollen und etwas, was wir sein wollen. Auch wenn das so ist, ist es manchmal schwierig, den nötigen spirituellen Mut und die Selbstdisziplinaufzubringen, um dies in der täglichen Realität umzusetzen. Dinge werden ein wenig rostig, wenn wir sie nicht nutzen. Glücklicherweise haben unsere Vorfahren verschiedene positive Rahmenbedingungen entwickelt, um uns zu helfen, unsere spirituelle Fitness wieder zu erlangen. Ein solches System – der Edle Achtfache Pfad – wurde von Siddhartha Gautama – auch bekannt als Buddha – vor über 2500 Jahren formuliert. Es ist eine einfach, aber elegante Lehre für bewusstes Leben, bestehend aus der rechten Sicht mit den rechten Gedanken, rechter Rede, rechtes Verhalten, rechte Lebensweise, rechte Hingabe, rechte Achtsamkeit und rechte Versenkung.
Das Schlüsselwort ist „richtig/recht“. Auf den ersten Blick könnte man vernünftigerweise argumentieren, dass das, was für eine Person das Richtige ist, für eine anderen falsch sein könnte. Richtig? Recht so? Nicht ganz. Richtigkeit ist eine Reflexion der Wahrheit. Die Wahrheit ist sowohl universell und relativ. Wie das? Wenn wir Perspektiven verschieben, beeinflussen wir die Universalität unserer Wahrheit. Wenn ihr aus euren eigenen Belangen heraustretet, euch davon entfernt bekommt euer Sinn für Wahrheit einen mehr universellen Aspekt. Ihr seid gezwungen, eine Wahrheit zu kennen, die nicht nur für euch gültig ist, sondern auch für andere. Je weiter ihr herauszoomt, umso mehr Bewusstsein und Erkennen entwickelt ihr, dass Wahrheit umfassend und zu respektieren ist. Das Gegenteil ist auch der Fall. In die eigenen Angelegenheiten hinein zu zoomen verringert die Universalität der Wahrheit. Um mit Ehre zu handeln, ist es daher nötig mit der göttlichen Ordnung zu fliessen. Wir lernen nicht, was richtig ist – wir erlauben unserem inneren angeborenen Wissen, dass es sich entfaltet. Wir tragen es bereits in uns. Wir sind souverän.
Vor dem Hintergrund der allumfassenden modernen Medien kann das Gerede von gerechtem Verhalten eher verstaubt erscheinen. Betrachtet wenige Abende in Folge die Fernsehberichte und ihr könnt den Eindruck gewinnen, dass für derartige Dinge keinerlei Interesse mehr besteht. Selbstzerstörerische Schauspieler, bigotte Politiker, desorientierte Sportler, gewalttätige Musiker sind ständig als sexy Anti-Helden des neuen Jahrtausends zu sehen. Die Medien bemühen sich, nicht mehr die Attraktivität der Dekadenz zu verbergen, sie verkünden sie kühn in glänzenden goldenen Buchstaben. Geschwätzige, schwachsinnige Lifestyle-Magazine – unerklärlicherweise sind diese an jeder Supermarktkasse ausgestellt – sind mit armseligen Geschichten von menschlicher Begehrlichkeit beschmutzt. Unehrenhaftigkeit macht Schlagzeilen für jene, die das mögen. Wenn aber diese Schadstoffe durch jede Öffnung des Systems spritzen, fragt man sich, wo wir uns auf der Diagrammkurve der Zivilisation befinden. Werden wir Zeugen einer Wiederholung der letzten Tage von Rom?
Vielleicht ist es gut, hier Mark Aurel (121-180 n.Chr.), den letzten der „fünf guten Kaiser“, zu zitieren. Aurelius scharfe Einsichten in die menschliche Natur haben ihm oft geholfen, sich über die verschiedenen negativen Schwierigkeiten seines hohen Amtes zu erheben. Er schrieb:
„Ein edler Mann vergleicht und beurteilt sich selbst in Bezug zu einer Idee, welche grösser ist als er selbst, und ein gewöhnlicher Mann zu einer Idee, die niedriger ist als er selbst. Das eine erschafft Sehnsucht, das andere Begierde, was jener Weg ist, welchen ein gewöhnlicher Mann anstrebt.“
Solche wahrhaften Aussagen halfen Aurelius, sich von dem Wahnsinn und den Ausschweifungen früherer Kaiser, wie Tiberius, Caligula und Nero zu unterscheiden. Wie der Historiker Herodian schrieb: „Allein er als Kaiser gab den Beweis seines Wissen nicht durch blosse Worte oder das Wissen von philosophischen Doktrinen, sondern durch seinen untadeligen Charakter und den gemässigten Weg des Lebens.“
Aurelius hebt die Tatsache hervor, dass letztendlich persönliche Ambition eher ein unsicherer Weg ist, da diese nur dazu dient, den flüchtigen Appetit des Egos zu befriedigen. Wenn wir an unsere eigenen modernen Herrscher denken, können wir sehen, wie rasch dies geschehen kann. Es ist immer ein Hauch von frischer Brise, wenn eine authentische menschliche Seele energisch auftritt und die Art von noblen Qualitäten an den Tag legt, die uns Vertrauen in die Menschheit zurückgibt. In diesen merkwürdigen Tagen wurde ich darin bestätigt, dass solch feine Menschen da draussen sind und zwar eine erhebliche Anzahl von ihnen.
Spirituelle Souveränität lehrt uns, dass Kraft und Energie zwei sehr verschiedene Dinge sind. Jeder kann Kraft ausüben, aber nicht jeder ist mit Macht ausgestattet. Um wirkliche Macht auszuüben, müssen wir im Einklang mit unserem höheren Ziel sein, mit unserer universellen Wahrheit. Das ist die Wahrheit, die wir in unserem Herzen, Verstand und Geist fühlen können und diese ist ein Kompass für bewusstes Wachstum. Wenn wir das in unsere täglichen Gedanken und Taten einbauen, leben wir als ehrenwerte Männer und Frauen.